Radeln auf Räuberpfaden

Radeln auf Räuberpfaden

Radfahren im Landkreis ist toll und darüber hinaus noch besser. Die WestAllianz München, der interkommunale Verbund aus sieben Gemeinden entlang der A8 (darunter Gröbenzell und Maisach), hat unter dem Namen „Räuber-Kneißl-Radweg“ vier herrliche und miteinander verbundene Fahrradtouren ausgearbeitet. Ab Sonntag, 26. April, sind sie offiziell ausgeschildert und somit eröffnet. GUSTL hat sie bereits abgeradelt und kann jede einzelne nur wärmstens empfehlen. Jede Tour ist in etwa zwei bis drei Stunden (ohne Pausen) abgeradelt - die Strecken verlaufen auf ruhigen Straßen, Rad- oder Feldwegen und auch geeignet für Kinder und sportliche Senioren. Unser Tipp: Kamera, Zeit (es gibt unendlich viel zu entdecken), einen Picknickkorb und Badesachen mitnehmen. 

DSC03706 H+Âhe Richtung Einsbach, Blick in die Alpen bei F+Âhn.jpg

Tour 1 – Die Urlaubsidyllische

27,3 km Streckenlänge, 3 Kneißl Rastplätze (in Sulzemoos, Odelzhausen und Pfaffenhofen a.d. Glonn), 2 E-Bike-Ladestationen, Sehenswürdigkeiten

Anreise und Parkmöglichkeiten: Odelzhausen am Rathaus, in Sulzemoos: P+R am Feuerwehrhaus und am Kindergarten und in Paffenhofen a.d. Glonn in der Gerberstr. 1 an der Gaststätte Glonntalstuben

Fangen wir mal ganz von vorne an. Nämlich am Parkplatz des schicken Sportzentrums Egenburg, wo der Holzsägeschnitzer Daniel Sulzberger kunstvoll die Szene der Verhaftung des legendären Räubers festgehalten hat: Hier geht der Radweg los und führt linkerhand am Sportplatz vorbei durch das schmucke Pfaffenhofen a. d. Glonn und hinaus Richtung Unterumbach. Spätestens hier stellt sich „Urlaubsfeeling“ ein: So idyllisch liegt das kleine Dorf in sanften Hügeln. Leicht radelt es sich nach Odelzhausen, bevor die Tour über die Autobahn hinweg und vorbei am Schloss durch sanfte Landschaften und stille Ortschaften verläuft. Ab Wiedenzhausen und spätestens in Sulzemoos ist das Rauschen der Autobahn nicht mehr zu ignorieren . In einer kleinen Hütte, zwischen Schulhaus, Kirche und Schloss, informiert ein neues Museum über die Kindheit des Räubers (siehe Infokasten). Stetig leicht ansteigend geht der Radweg jetzt weiter nach Einsbach. Ein herrlicher Blick zur Alpenkette belohnt. Dieser bleibt sogar noch eine ganze Weile auf dem Weg nach Prack mit seinen herrlichen Gärten (siehe Sonderteil). Schließlich ist Wenigmünchen mit seinem Kalvarienberg (siehe GUSTL 1/2019) erreicht. In Waltenhofen verläuft die Strecke auf einem kleinen Sträßlein durch Osterholzen, vorbei an Dirlesried und zur Furthmühle (sonntags ab 4. April  Kaffee und Kuchen) – bevor der Weg zurück nach Pfaffenhofen a.d. Glonn führt.

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Tour 2 – Die Gemütliche

23,2 km, 2 Kneißl Rastplätze (bei der Kapelle St. Wolfgang in Überacker und am Aussichtspunkt Weinbergstraße, Anhöhe südlich von Frauenberg) und viele Sehenswürdigkeiten!

Anreise und Parkmöglichkeiten: S-Bahn Linie S3 Haltestelle Maisach, Parken: P+R an der S-Bahnhaltestelle Maisach in der Herrenstraße und am Freibad im Badweg.

Start eigentlich egal – aber beginnen wir mal am Maisacher S-Bahnhof. Von da mitten durchs Zentrum (Rathausplatz und Realschule) und hinaus nach Diepoltshofen. Aber nur ein paar Meter, dann geht es schon links am schnurgeraden Aspengraben entlang. Anschließend rechts rüber und ein kleines Stückchen an der FFB1, bevor wir auf der Straße nach und durch Germerswang weiterradeln. Dahinter führt eine kleine landwirtschaftliche Straße lange zwischen den Feldern eben und geradeaus, bis der Weg rechts Richtung Aufkirchen etwas ansteigt. Dort fahren wir kurz links und gleich ganz scharf rechts hinunter durch Pischertshofen nach Englertshofen, (die hübschen Wiesen fordern geradezu zu einem Picknick auf). Nun geht es auf einer schönen Allee ein Stück sehr steil hinauf. Kuchenried rechts liegen lassen (Kuchen gibt es hier eh nicht, nur Eier und Nudeln aus dem Automaten) und nach Dürabuch radeln. Rechts abbiegen nach Prack und weiter bis Einsbach. Entlang der Staatsstraße verläuft der Fahrradweg schließlich nach Überacker. Vor dort geht es mit einem kleinen Schlenker durch Maisach zur historischen Brauerei (Führungen nach Anmeldung) und zum Räuber-Kneißl-Museum. Der S-Bahnhof ist von hier nicht weit.

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Tour 3 – Die Aussichtsreiche

25 km, 2 Kneißl Rastplätze (am Eisolzrieder See und am Aussichtspunkt bei Kreuzholzhausen) und viele Sehenswürdigkeiten!

Anreise und Parkmöglichkeiten: S-Bahn Linie S3 Haltestelle Olching, S-Bahn Linie S2 Haltestelle Bachern. Parken am Bergkirchner Badesee (Nähe Römerstraße), in Günding am Sportplatz, in Lauterbach in der Nähe des Dorfplatzes (am Friedhof). Ebenso am Eisolzrieder See.

Start: Vielleicht in Geiselbullach am Gut Graßlfing? Warum nicht. Von hier geht es erst einmal durch Geiselbullach und auf Fahrradwegen durch das Gewerbegebiet hinaus ins Moos. In dem klecksartig besiedelten Bergkirchen Lus führt der Weg Richtung Palsweis brettl-eben und parallel zur Autobahn entlang. Über eine Brücke verlässt er endlich weitgehend die Autobahn-Geräuschkulisse und taucht ein in eine ruhigere Strecke Richtung Lauterbach mit seinem schönen Schloss. Auf der wenig befahrenen Straße Richtung Kreuzholzhausen (Achtung: vor der Ortschaft rechts abbiegen) ist es schön ruhig. Oben auf dem Berg angelangt, belohnt ein herrliches Alpenpanorama. Hinter Deutenhausen und Bibereck geht es hinterrücks nach Bergkirchen und nach einem kurzen Aufstieg rasant hinab zur Maisach. So herrlich und auch noch informativ beschildert ist der Weg, dass Absteigen, Schieben oder Picknicken lohnen. Abwechslungsreich ist der Weg durch Günding über den Amperkanal nebst Amper, bevor er (leider) kurz parallel zur B471 entlangführen muss. An der Amper auftreffend darf er aber wieder abzweigen und zwischen Feld und Fluss (und vorbei an der MVA) nach Geiselbullach führen.

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Tour 4 – Die Badetaugliche

30,2 km, Sehenswürdigkeiten , 2 Kneißl Rastplätze (In Karlsfeld am Waldschweigsee und in Gröbenzell an der Kneippanlage) , 1 E-Bike-Ladestation

Anreise und Parkmöglichkeiten: S-Bahn Linie S2 Haltestelle Karlsfeld, S-Bahn Linie S3 Haltestelle Gröbenzell. Parkplätze am Karlsfelder See und am Waldschwaigsee. In Gröbenzell im Freizeitzentrum Widmoosstraße und am P+R in der Ährenfeldstraße . 

Los geht die Strecke in Gröbenzell. Diesmal jedoch entgegen des Uhrzeigersinns. Also: Ab dem S-Bahnhof auf den Radweg abbiegen und an dessen Ende links und wieder rechts durch den Bürgerpark und die Sportanlagen zum Zillerhof. Rechts und gleich links radeln wir in die Fahrradstraße Richtung Lochhausen. An der Gabelung dann rechts und links parallel zur S-Bahnstrecke. Anschließend wieder links, rechts, rechts, links, links, rechts, rechts, links und rechts und wenn man bis dahin nicht schwindlig vom Rad gefallen ist und alles richtig gemacht hat, sollte die Langwieder Hauptstraße erreicht sein! Zur Erholung geht es jetzt erst einmal geradeaus. Am Ende der Straße biegt man links in den überraschend idyllischen Münchner Stadtteil Langwied ab. Nach weiteren Biegungen lassen wir die A8 über eine Brücke radelnd hinter uns. Rechts vorbei an dem großen Kieswerk und über die A99 ist der stille Ortsrand von Allach erreicht. Entlang der Würm durch Grünanlagen und erneut über die, hier untergetauchte A 99, erreichen wir Karlsfeld. Hinter dem Bahnhof trifft der Weg wieder auf die Würm, an der ein zauberhaftes, kleines Märchenschloss liegt! (Hauser Schloss – leider nicht zugänglich). Am Kanal entlang fahren wir bis und kurz entlang der B304 in Karlsfeld um dann in ruhigere Straßen zum Karlsfelder See abzubiegen. Dieser wird fast komplett umrundet, bevor wir die B304 erneut überqueren. Auf ruhigen Wegen geht es zum idyllischen Waldschwaigsee, der nur halb umrundet wird. Im Süden, beim Umspannwerk, biegt die Tour nach rechts, dann links durch Eschenried und schließlich rechts durch das Graßlfinger Moos. Bei der Wirtschaft müssen wir links am Parkplatz abbiegen. Jetzt nur noch über die Autobahn zurück durch Gröbenzell und entlang des Gröbenbaches zum Ausgangspunkt.

 

Ein Flyer, der vor allem in den Rathäusern der teilnehmenden Gemeinden ausliegt, fasst alle Touren und Einkehrmöglichkeiten zusammen. Alle Räuber-Kneißl-Strecken mit und ohne Verbindungswege sind auch online als Karte zu sehen unter https://maps.topplan.de/custom.php# - „Radtouren Lkr. FFB und DAH“  oder auf der Webseite der WestAllianz unter www.westallianz-muenchen.de oder auf der brandneuen eigenen Webseite unter www.räuber-kneissl-radweg.de

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Der Räuber Kneißl – eine Legende mit wahrem Hintergrund

1875 wird Mathias Kneißl in Unterweikertshofen geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt er in Sulzemoos – zwischen der Schachenmühle, dem Schulhaus, der Kirche und den Ländereien des Baron Schaetzler von Schloss Sulzemoos. Bedingt durch die Armut der großen Familie und einer Reihe unglücklicher Umstände wird er Wilderer und als Räuber steckbrieflich gesucht. 1901, bei Egenhofen, stellt ihn schließlich die Polizei. Bei dem Schusswechsel sterben zwei Polizisten. Der selbst schwer verletzte Mathias Kneißl wird dafür verantwortlich gemacht und 1902 hingerichtet.

Bis heute scheiden sich an dem legendären Räuber die Geister: War Mathias Kneißl ein bayerischer Robin Hood oder ein kaltblütiger Mörder? War die Todesstrafe gerechtfertigt oder doch ein Fehlurteil?

Das neue Museum in Sulzemoos zeigt neben Scherenschnitten der einzelnen Familienmitglieder und Lebensbeschreibungen auch zwei rekonstruierte Schulbänke (zum Anfassen und Hinsetzen), eine Hörstation mit Texten aus Original-Quellen (wie Beurteilungen des Lehrers, Zitate der Gendarmen, die Kneißl wegen Schulschwänzen abgeholt haben), sowie eine Reihe von Plakaten und Informationstafeln.

Der Schwerpunkt im Räuber-Kneißl-Museum der Brauerei in Maisach liegt bei den letzten Lebensjahren, der Verhaftung und Verurteilung von Mathias Kneißl. Zu sehen sind hier unter anderem die Tür seiner Gefängniszelle sowie zahlreiche Dokumente.  

Fotos: Corinna Eichberger Renneisen, Petra Neumaier, Text: Petra Neumaier

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