Kein Eis in Eismerszell

Kein Eis in Eismerszell

 

Fotos: Corinna Eichberger-Renneisen, Text: Ricarda Traub

 

Still liegt es da, das kleine Dörflein Eismerszell, zwischen hügeligen Feldern, abgeschirmt von den umliegenden Gemeinden. Anders als der Name beim ersten Hören vermuten lässt, hat der Ort so rein gar nichts mit der kalten Jahreszeit, mit Schnee oder gar Eis zu tun. Kein versteckter Kältepol, kein besonders langer und harter Winter. Der Name leitet sich schlichtweg von einem Personennamen ab und wird 1179 erstmals als „Isinbrechteszella“ (=Zelle des Isanbrechts) genannt.

 

Verwinkelt ist das 262-Seelendorf hinter Moorenweis. Die kurvigen Sträßchen schlängeln sich vorbei an teils verlassen wirkenden Gehöften, etlichen älteren Häusern und wenigen Neubauten. Kein Mensch ist unterwegs. Das mag der kalten Jahreszeit geschuldet sein oder einfach der Tatsache, dass Eismerszell ein etwas verschlafenes Nestlein ist.

 

Ein Kriegerdenkmal sticht ins Auge, der kleine Fußweg rechts davon macht neugierig. Wohin er nur führen mag? Schnurstracks zur katholischen Barockkirche Sankt Georg. Innen reich an Stuck, außen schlicht mit einem überschaubaren umliegenden Friedhof. Erbaut wurde das Gotteshaus 1739 vom Wessobrunner Klosterbaumeister Joseph Schmuzer.

 

Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten sind in Moorenweis, Geltendorf oder Kaltenberg. Eine kleine Auswahl an Lebensmitteln bieten der Biohof Silbernagl und „Fischers Häusl“. Letzteres ist eine kleine Holzhütte, in der die Dorfbewohner oder eigens dafür Angereiste Eier, Nudeln, Suppenhühner und Brennholz kaufen können.

 

„Wir haben zwar keine Wirtschaft und auch kein Lebensmittelgeschäft, aber trotzdem sind wir noch nicht verhungert“, sagt Franz Eberl und lacht. Der Eismerszeller ist passionierter Hobby-Gärtner und sorgt auf seinem Grundstück das ganze Jahr über für besondere Hingucker: Mitte März blühen die im Vorfeld gepflanzten 1000 Zwiebeln als riesiges Krokusmeer; im August ist in seinem Garten eine wunderbare Sommerblumenwiese die reinste Augenweide und jetzt im Dezember schmücken große Christbaumkugeln und Lichterketten die Bäume rund um sein Haus. Als Erinnerung an seine frühere Tätigkeit als Landwirt hat er sich außerdem ein Holz-Schwein, das farblich an die Milka-Kuh erinnert, in den Garten gestellt. „Die Kinder heutzutage erkennen ja kein Schwein mehr, die Milka-Kuh ist aber jedem ein Begriff“, erklärt Franz Eberl die Farbgebung.

 

Und was gibt es hier noch? Eine Tierarztpraxis, eine Wiese mit zwei Toren und Klettergerüst für die Kinder im Dorf, einen kleinen Wertstoffhof, daneben das Feuerwehrhaus, das wegen der Gardinen an den Fenstern auf den ersten Blick wie ein hübsches Wohnhaus erscheint. Es ist allerdings weder das eine noch das andere. Die Freiwillige Feuerwehr ist nicht mehr aktiv und das Häuschen wird für Bürgerversammlungen oder Wahlen genutzt. 

 

Ausgeschilderte Radrouten lassen vermuten, dass durch Eismerszell auch der ein oder andere Drahtesel fährt – oder sich dorthin verirrt hat. Für diese ist wohl auch die Tafel an einem Hauseck gedacht. Nennenswerte Informationen über die Namensherkunft des Ortes, die Kirche und eine kleine Feldkapelle sind darauf zu finden. Die Häuser mit der Nummer 16 und der Nummer 21 finden wegen ihrer sehenswerten gotischen und spätklassizistischen Haustür Erwähnung. Und auch auf die große Apfelwiese mit 500 alter Apfelsorten aus biologischem Anbau wird aufmerksam gemacht.

 

Steckbrief Eismerszell

Lage

Das Dorf liegt 2 Kilometer südwestlich von Moorenweis und wurde 1972 eingemeindet.

 

Spazierwege und Radtouren

„NahtourBand“-Radwege oder immer den Feldwegen nach

 

Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr

•          Buslinie 810 Richtung Mammendorf bzw. Geltendorf (Mo-Sa ca. alle 40 Minuten)

•          Buslinie 825 Richtung Dünzelbach (Wochentags ca. alle 40 Minuten, kein Betrieb am Wochenende)

 

Sehenswert:

•          Die barocke Kirche Sankt Georg – Andachten und Messen meist einmal wöchentlich)

•          Feldkapelle in Richtung Dünzelbach – Wurde zum Dank vor der Rettung von einer Viehseuche errichtet und ist in privatem Besitz

 

Wörter – und das, was man sieht

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Matthias Wersching

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