Maguy Marin ist die Grande Dame des französischen Tanztheaters. Ihr 1981 uraufgeführtes Stück „May B“ ist ein Meilenstein der Tanzmoderne. So dringlich, rätselhaft und versteckt liebevoll wie Samuel Beckett hat sich kein anderer Dichter mit existentiellen Fragen des Menschseins beschäftigt. Maguy Marin hat dessen Universum kongenial in Tanz übersetzt: Zu Beginn stolpern staubige Menschengestalten in schlabbrigen Nachtgewändern aus dem Dunkel in die Welt. Bewegt von einem rhythmischen Stöhnen und treibender Marschmusik werden sie zu einer Gruppe, die im Gleichschritt wundersame Reihen und Kreise bildet, mit ungelenken, kindlichen Gebärden die Gemeinschaft beschwört, bevor die Einzelwesen in sanften oder derben Begegnungen ihre Eigenarten entdecken. Wenn die Figuren in unglaublich einfallsreichen Wiederholungsschleifen immer wieder im Dunkel verschwinden und auftauchen, wird das Warten auf Liebe und Glück zu einer ebenso tragikomischen wie hoffnungsvollen Parabel auf das Leben.
„May B spielt in einer eigenen Liga. Das Stück ist eine Orgie des organisierten Chaos, das überwältigend choreografiert ist und Tanz von höchster Qualität präsentiert.“ (theatrereview)