Landpartie

Die Seen im Landkreis hat man bereits mehrfach umrundet und an der Amper kennt man sowieso schon jeden Stein. Warum also nicht mal zur Abwechslung aufs Geratewohl losziehen und schauen, wohin die Straßen und Wege im Landkreis so überall hinführen? GUSTL hat sich für seine Leser aufgemacht – mit offenen Augen und ohne Navigationsgerät – und hat dabei herrliche Idyllen und ganz viele Kleinode in unserem wunderschönen und vielseitigen Landkreis entdeckt.

STEINBACH - Ganz schön eigen

Wie aus dem Bilderbuch präsentiert sich Steinbach.

Wie aus dem Bilderbuch präsentiert sich Steinbach.

So lieblich ist die Landschaft um die Straße zwischen Dünzelbach und Steinbach, dass man ewig so dahinrollen möchte. Trotzdem ist man nicht bös, das 256 Seelen-Örtchen über den Steinbach (der in Mering in die Paar mündet) zu erreichen. Gar nett ist das Dorf, das auf Straßennamen verzichtet, aber sieben Vereine hat und das vor allem bekannt wegen seines Gasthofes ist. Ansonsten bietet es zumindest äußerlich nicht viel. Doch hinter den Kulissen kann man nur staunen. Denn Steinbach rühmt sich nicht nur eines eigenen Dialekts, der sich aus bayerischen und schwäbischen Klängen über das Mittelhochdeutsch aus dem Althochdeutsch entwickelt haben soll und den keiner außer ihnen (und da auch nur wenige) versteht. Der Ort hat auch eine eigene Webseite mit einer Chronik, über die weit größere Orte erblassen würden. Schriftliche Dokumentationen gibt es allerdings erst ab dem 18. Jahrhundert, da alle älteren Schriften bei einem Brand des Pfarrhofes 1724 vernichtet worden waren. Aber dann, ab 1793, geht’s los, dank der akribischen Aufzeichnung des Pfarrers.

KOTTGEISERING - Ganz schöne Vögel

Beinah übersehen! Von Grafrath kommend, versteckt sich der Naturbeobachtungsturm nämlich hinter hohen Bäumen. Nur von Kottgeisering aus ist er zu sehen. Schmal und gewunden ist der Pfad, der auf weichem Ampermoos-Boden durch das kleine Wäldchen führt, gesäumt von den großen Informationstafeln des Ammerseepfades, der sich schließlich teilt. Ein Weg geht durchein begehbares Schilfrohr, der andere führt direkt zum Turm. Wie ein riesiger Vogel ragt dieHolzkonstruktion in den Himmel. Durch seine „Kehle“ geht es hoch hinauf in den „Kopf “. Weitschweift der Blick durch seine „Augenschlitze“, über das in sanften Farben schillernde Ampermoos, über den glitzernden Ammersee hinweg und bis zur Alpenkette. Ach ja, undVögel gibt es natürlich auch zu sehen, wenn man sein Fernglas nicht vergessen hat. Ganz sicher kann man ihrem Gesang zuhören. Zu jeder Tages- und Jahreszeit.

Nicht nur Vögel kann man vom Naturbeobachtungsturm ausbeobachten.

Nicht nur Vögel kann man vom Naturbeobachtungsturm ausbeobachten.

NATURBEOBACHTUNGSTURM

Planungszeit: rund zehn Jahre; Baujahr: 2015 (innerhalb eines halben Jahres). Kosten: 46 000 Euro (finanziert durch das Leader-Projekt und Spenden). Architekt: Ulrich Hackl. Anfahrt: Von der B471 Richtung Kottgeisering. Grafrather Straße (Kreuzackersiedlung). Parken: Kleiner Parkplatz am Eingang. Allgemein: Leicht und ganzjährig begehbar.

WILDENROTH - Ganz schön großes Loch

Das nächste Mal schauen wir es an – denkt man zum hundertsten Mal und fährt dann doch zum einhunderteinsten Mal wieder dran vorbei! Dabei ist das Toteisloch an der Bundesstraße 471, kurz vor dem Ortsschild Grafrath, eine geologische Besonderheit: mehr als 100 Meter imDurchmesser groß und über 20 Meter tief. Die steilen Wände würden im Winter zum Schlittenfahren und im Sommer zum Runterkullern verführen, wäre das „Geotop“ kein Naturdenkmal und müsste man deshalb nicht auf den Wegen bleiben. Warum das größte der zahlreichen Toteislöcher um Wildenroth „Wolfsgrube“ heißt, wird gleich neben seinerEntstehung auf der Infotafel erklärt: „Der Überlieferung nach wurde diese kesselartigeHohlform früher als Fanggrube für Wölfe genutzt.“ Die gibt es zum Glück ja nun nicht mehr,  dafür aber wunderschöne Spazierwege drumherum.

Angeblich wurden zu früheren Zeiten die Wölfe in dem Toteisloch gefangen.

Angeblich wurden zu früheren Zeiten die Wölfe in dem Toteisloch gefangen.

TOTEISLOCH „WOLFSGRUBE“

Entstehung: gegen Ende der letzten Kaltzeit (vor ca. 15 000 Jahren) am Rand desIsar-Loisachgletschers. Anfahrt: An der B471 von Fürstenfeldbruck kommend rechts, bevor es den Berg nach Grafrath hinunter geht. Oder: Ausfahrt Richtung Bahnhof, 2. Straße rechts (Lerchenstraße). Für einen optimalen Blick, den Feldweg 50 Meter Richtung Nordosten gehen.

BRANDENBERG - Ganz schön ruhig

Abenteuerliche Kurven führen auf der einspurigen Straße durch den Wald. Zahllose Forstwege zweigen ab und laden zum Spazieren ein – es gibt sogar einen richtigen Wanderparkplatz! Ganz unvermittelt ist man dann auf dem freien Hochplateau. Kleine Wegweiser geben an der Kreuzung die umliegenden Orte an: Hohenzell 3,5 km; Türkenfeld 4 km; Grafrath 5 km; Kottgeisering 3 km; Moorenweis 3,5 km. Ergo: Brandenberg ist quasi der Nabel der Region. Doch außer ein paar landwirtschaftlichen Betrieben und viel freier Fläche gibt es hier nichts. Bis auf die entzückende Kapelle St. Maria, die so klein ist, dass sich sogar die wenigenEinwohner bei den „gelegentlichen Gottesdiensten“ sicher auf den schmalen Bänken drängen müssen. Das Kapellchen scheint aber zu inspirieren: Aus dem Reststamm eines Baumes hat ein Künstler ein großes Kreuz und ein kleines Abbild des sakralen Bauwerkes gesägt.

Herrlich idyllisch ist Brandenberg zwischen Türkenfeld und Moorenweis.

Herrlich idyllisch ist Brandenberg zwischen Türkenfeld und Moorenweis.

WANDERPARADIES

Anfahrt: Zwischen Türkenfeld und Moorenweis an der großen Kreuzung dem kleinen Straßenschild Richtung Brandenberg abbiegen (wie beschrieben). Oder von Grafrath kommende über die FFB6 Richtung Moorenweis bzw. Kottgeisering über die Jesenwangerstraße fahren. Ausflugtipps: Wunderschöne und stille Waldwege zum Spazieren.

DÜNZELBACH - Ganz schön historisch

Dünzelbach ist ein Ort, an dem sich die Geister scheiden: Die einen wollen hier nie wieder weg, die anderen können es nicht wieder schnell genug. Fast ängstlich, auf einer Länge von rund zwei Kilometern, schmiegen sich an die Hauptstraße die hübschen, stillen Häuser, als könnte von rechts oder links Gefahr für die etwa 460 Einwohner drohen. Das war wohl früher auch durchaus der Fall, als in der Mittelalterlichen Burg die Ritter hausten. Unmittelbar südlich der Kirche stand die ab 1367, erhalten ist davon – abgesehen von einem Eintrag in der Bodendenkmalliste – nichts. Sehenswert ist allerdings die Kirche selbst: Errichtet wurde sie auf den Mauern einer Kirche, die weit vor der Burg gebaut worden war. Mehrere Seiten füllen die Beschreibungen der Besonderheiten von St. Niklaus. Jahrhundertelang wurde sie an- und umgebaut und mit allerlei Beiwerk aus der Zeit des Barock und Rokoko geschmückt.

Da bekommt man doch gleich gute Laune!

Da bekommt man doch gleich gute Laune!

KIRCHENSCHATZ

Lage: drei Kilometer westlich von Moorenweis an der Kreisstraße FFB16. Sehenswürdigkeiten: Neben der Kirche auch das ehemalige Gräflich Toerringsche Forsthaus aus dem Jahr 1765. Ausflugtipp: Der nahegelegene Weiler Zell mit seiner hübschen Kapelle (1688) und den gepflegten Anwesen der Bewohner, die auch Kreativität beweisen: wie mit dem „Heckengesicht“.

LUTTENWANG - Ganz schön anders

Mittendrin im Ort ist die Kirche mit dem hohen Turm und dem Friedhof. Davor ein Denkmal: „2005 – 1250 Jahre Luttenwang, Dorferneuerung 2015“. Erneuert wird gerade vor der urigen Wirtschaft, wo ein ausgestopftes Untier im dunklen Gang Rätsel aufgibt: Was macht ein Bär hier? Ein Nachfahre von jenem, wegen dem 1347 der Kaiser Ludwig bei der Jagd in Puch zu Tode kam? Falsch, klärt die Wirtin auf. Den Grizzly hat ihr Mann vor Jahren in Alaska erlegt.  Völlig unbekannt ist hingegen die Herkunft der „Wundertätigen Madonna von Luttenwang“.  Wer sie erschaffen hat, weiß man nicht und wie alt sie ist, kann man nur schätzen: mindestens550 Jahre. Aber dass sie so manches „Wunder“ vollbrachte, davon zeugt ein dickes Mirakelbuch. In ihm wurden bis zum Jahr 1803 etwa 37 Jahre lang sage und schreibe 941Gebetserhörungen aufgezeichnet! Ungewöhnlich viele, für einen so kleinen Wallfahrtsort.

Der Grizzlybär in Luttenwang ist in der Wirtschaft eine Attraktion!

Der Grizzlybär in Luttenwang ist in der Wirtschaft eine Attraktion!

GRIZZLYBÄR UND MADONNA

Anfahrt: Das Kirchdorf liegt an der Kreisstraße FFB3 und gehört zur Gemeinde Adelshofen. Geschichte: Die Aufzeichnungen gehen bis ins Jahr 858 zurück, als der Edle „Fridaloh von Liuttinuuanc“ bei einem Gütertausch des Bischofs von Freising genannt wird. Ausflugtipp: Ein Rundparcours über Nasssenhausen, bei dem man auch die kleine Maisach wiedersieht.

ZANKENHAUSEN - Ganz schöne Aussicht

Eine Zufallsentdeckung. Von der FFB5 bei Pleitmannswang sind wir abgebogen in Richtung Ammersee (herrlich ruhige und ebene Straße zum Radeln) und haben Zankenhausen weitläufig umrundet. Wäre natürlich auch schneller auf der Hauptstraße gegangen, aber so war es schöner: Denn Zankenhausen ist wirklich mit seinen vielen Baudenkmälern sehr beschaulich. Den Berg durch den Ort also hinauf (den malerischen Malerwinke neidvoll rechts liegenlassend) und weil’s jetzt auch nicht mehr drauf ankommt, über die Kreisstraße hinweg weiter bergauf auf dem Feldweg. Ganz oben, an der kleinen Baumgruppe, die verdiente Rast: Idyllische Ruhebank neben dem Feldkreuz und ein grandioser Rund-um-Blick über Grafrath, das Ampermoos und bis nach Türkenfeld! Sogar der gesamte Ammersee glitzert vor der Alpenkette. Nur Fliegen wäre jetzt schöner.

Weitblick - Oberhalb von Zankenhausen kann man den sogar von einer Bank aus genießen.

Weitblick - Oberhalb von Zankenhausen kann man den sogar von einer Bank aus genießen.

IDYLLE PUR

Geschichte: Der Name weist auf Brandrodung (Sengen) hin. Im spanischen Erbfolgekrieg wurde der Ort bis auf die Kirche niedergebrannt, nachdem Soldaten auf Tauben auf den Hausdächern schossen. Umliegende Sehenswürdigkeiten: Peutenmühle; Türkenfeld (ehemaliges Schloss und Pfarrkirche); Burgholz (Römerschanze); Klotzau (keltische Viereckschanze im Ort).

EGENHOFEN - Ganz schön groß

Eigentlich gibt es nur schöne Seiten von Egenhofen: Kommt man von Süden, ist da die hübsche Freizeitanlage mit Badesee; kommt man von Osten, begegnet man der schmucken Furthmühle und im Westen begrüßt das herrliche Schloss Weyhern die Besucher. Für so einen kleinen Ort hat Egenhofen doch eine beeindruckende Geschichte. Verschwunden ist zwar die Burg, die im 13. Jahrhundert im Bereich des Pfarrhofes stand. Dafür steht noch das Schloss Weyhern (1596).  Seit 1983 kann man in dem Bau, in dem in den 70er-Jahren die Science-Fiction-Serie „Der Blaue Palais“ gedreht wurde, in exklusiven Wohnungen residieren. Das Gemeindegebiet ist mit Sehenswürdigkeiten gespickt. Zum Beispiel Auf kirchen mit der großen Pfarrkirche St. Georg, Englertshofen und seinem versteckten Rokoko-Kirchlein St. Ulrich aus dem 17.  Jahrhundert oder Poigern, einer hübschen Ortschaft und einer besonders schönen Kirche.

Stilvoll wohnen kann man in den Wohnungen des Schlosses Weyhern - Parkanlage und Pool inklusive.

Stilvoll wohnen kann man in den Wohnungen des Schlosses Weyhern - Parkanlage und Pool inklusive.

DIE ARKTIS

Lage: Am „Nordpol“ des Landkreises, kurz vor Pfaffenhofen a.d.Glonn und Odelzhausen. Ausflugtipps: Rammertshofen (Kirchlein aus dem 15. Jahrhundert „mit gutem Wessobrunner Stuck“); Unterschweinbach (wo sich auch das Rathaus von Egenhofen befindet); Waltenhofen (Kirche von 1612); Herrnzell (schmucke Taubenhäuser).

WENIGMÜNCHEN Ganz schön heilig

Der von 142 Menschen (fast exakt halb Männer, halb Frauen) bewohnte Ort gehört auch zu Egenhofen. Er ragt aber wegen gleich mehreren Besonderheiten heraus: Erstens ist er uralt – erstmals wird Wenigmünchen vom Freisinger Bischof Arbeo (764-784) genannt (im 10. Jahrhundert hieß der Ort übrigens „Muenechin“ und 1315 „Wenignmünchen“); Besitzer waren 1158 die „Altmann de Munichin“, die Herren von München. Zweitens ist das Dorf wegen seines 1740 auf der Erhebung des ehemaligen Burgstalls errichteten Kalvarienberges bekannt – inklusive Grabkirche, 13 Kreuzwegstationen und Kreuzigungsgruppe. Der Ruf dieses Andachtsortes geht weit über die Landkreisgrenzen hinaus. Über ihn wurde sogar im Fernsehen berichtet! Schließlich gibt es in ganz Deutschland nur 152 solcher Anlagen. Und das Glockenläuten der Kirche ist – warum auch immer – sogar auf Youtube zu hören.

Nur 152 Kalvarienberge gibt es in Deutschland - einer davon steht im Landkreis!

Nur 152 Kalvarienberge gibt es in Deutschland - einer davon steht im Landkreis!

RÜHMLICH

Lage: An der FFB 2 zwischen Waltenhofen und Dürabuch. Weitere Sehenswürdigkeiten: Die Katholische Pfarrkirche St. Michael, ein spät-gotischer Saalbau mit eingezogenem Polygonalchor und nördlichem Flankenturm. 1613, 1668 und 1730 wurde er barock überformt und in den Jahren 1932/33 verlängert.

 

 

 

 

 

Köstliche Frühlingspower

Gesundes Wohnen im schicken Design

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