Mein Schreibtisch
Irgendetwas stimmt hier nicht. Gut, die niedrige Zimmerdecke ist außergewöhnlich bemalt. Ein „Geschenk“ nach dem Krieg zurückgekehrter polnischer Juden zum Dank an ihre schöne Zeit in der Gemeinde, wird Michael Raith gleich erklären. Und dass das Haus 1835 aus den Ziegeln des abgerissenen Schlosses erbaut wurde und ein Wirtshaus war und sein Büro die Wirtsstube, wo der Liederhort sang und er 1971 den Sportverein mitgegründet hatte und ... Nein, das ist es nicht – es fehlt ... na klar, der Computer! Michael Raith, erst zweiter und seit 1996 erster Bürgermeister, lacht. Braucht er nicht, ebenso wenig wie ein Smartphone. Ein Handy und der Laptop der Sekretärin reichen. Trotzdem ist seine Gemeinde mit den Ortsteilen Adelshofen, Nassenhausen und Luttenwang vorbildlich und preisgekrönt in Ökologie und Lebensqualität: Nein, sagt der 66-Jährige, schön ist seine Heimat nicht. „Sie ist das Paradies“!
Im Oktober 2019 erhielt Adelshofen vom Staatsministerium den ersten Preis des Gütesiegels „Heimatdorf“. Darauf ist Michael Raith genauso stolz, wie froh über die 50 000 Euro Preisgeld. Denn die vierte Dorferneuerung wartet schon.
Die Ortschronik zur 1200-Jahr-Feier von Nassenhausen aus dem Jahr 2014 liegt Michael Raith sehr am Herzen. Darum hat er sie auch in seinem Büro gut sichtbar aufliegen. „500 Seiten“, betont er stolz.
„Sehr wichtig“ ist Michael Raith der Kindergarten. Darum freut ihn das Bild zu seinem 60. Geburtstag. Er selbst ging zwar nie in den damals von Klosterschwestern geführten Kindergarten, wohl aber seine beiden Kinder. In dieser Zeit war er Elternbeiratsvorsitzender.
Das ledergebundene Gästebuch zeigt der Bürgermeister gerne her. Wegen seiner Vorbildfunktion wird die Gemeinde von vielen Delegationen besucht. Sogar aus China und Syrien – wie der Eintrag des Erzbischofs aus Aleppo 2004 beweist.
Riesig ist der Storch, den Kinder aus Emmering einst dem damaligen Bürgermeister Benedikt Scharz gebastelt haben. Weil Michael Raith als einer der ersten Bürgermeister im Landkreis ein Storchennest auf dem Kirchturm seiner Gemeinde anbringen ließ, bekam er das Kunstwerk vermacht.
Fotos: Simon Katzer, Text: Petra Neumaier