Immer eine Lösung

Immer eine Lösung

 

Es ist ein permanentes Kommen und Gehen in dem Gebäude in der Münchner Straße: Hier ein Bürger, der seine Tonne ab- oder anmelden will, dort einer, der Fragen zur Entsorgung hat. Die Tür von Sabine Schulz-Hammerl im zweiten Stock steht immer offen. „Es gibt viele Baustellen in einem so großen Betrieb. Aber alle sind lösbar“, sagt die 51-jährige Optimistin, die seit August 2018 den Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises leitet. Und lachend setzt sie hinzu: „Außerdem wäre es doch langweilig, wenn nichts passieren würde.“

 

Action! Sabine Schulz-Hammerl sitzt nicht gern still. Ihre zierliche Figur, die sie in elegante Kleidung hüllt, ihr hübsches Gesicht und die blonden Haare täuschen: Die Power-Frau packt gerne zu, hat immer die Augen offen und ist sich nicht zu schade, sich zu bücken und Müll aufzuheben, um den sich ihre Arbeit dreht. Er ist ihr Beruf. Ihn zu bannen, ihn effizient zu sammeln und ökologisch und ökonomisch einer Wiederverwertung zuzuführen, ist ihre Passion. Schließlich geht es ja um nichts weniger als um unsere Umwelt.

 

Natur ist Sabine Schulz-Hammerl von Geburt an wichtig. Auf dem Land wächst sie auf. In Zusmarshausen. Die Großeltern haben einen landwirtschaftlichen Betrieb. Sie ist viel draußen, wandert gern in den Bergen, durch Wälder und über Wiesen. Der Erdaufbau, die Flora und Fauna, sind ihre Steckenpferde. Das Waldsterben, Tschernobyl sind die großen Themen, für die sie als Jugendliche auf die Straße geht. „Absolut ökologisch“, „alternativ“ und „mit Birkenstocksandalen“, so beschreibt sich Sabine Schulz-Hammerl, die zum Studium der Geoökologie nach Bayreuth geht. Für die Diplomarbeit forscht sie ein Jahr auf der Zugspitze. Dokumentiert die Schadstofffrachten der Luft und das Klima. „Das war der Auslöser“, sagt sie, weil sie sich damals vornahm, gegen die Verschmutzung anzutreten und Lösungen zu entwickeln.  

 

„Müll entsteht und er muss weg. Und weil wir in einer schnelllebigen Zeit leben, müssen wir schnell reagieren.“

Sabine Schulz-Hammerl fühlt sich nicht als Weltverbesserer, sondern als (Co-)Trainer einer Mannschaft, die besser spielen und bestenfalls gewinnen will. „Ich will alles gut und richtig machen. Müll macht auch Spaß. Er ist eine spannende Branche, in …

Sabine Schulz-Hammerl fühlt sich nicht als Weltverbesserer, sondern als (Co-)Trainer einer Mannschaft, die besser spielen und bestenfalls gewinnen will. „Ich will alles gut und richtig machen. Müll macht auch Spaß. Er ist eine spannende Branche, in der viel passiert und es noch viel zu tun gibt.“

„Was wirklich wichtig ist und Sinn macht, ist das Glassortieren“, sagt Sabine Schulz-Hammerl. Auch das Papier werde zu 100 Prozent verwertet.

 

Müll trennen, verwerten und schauen, was man alles damit anfangen kann: Die Abfallverwertungsanlage in Augsburg ist „revolutionär“, als sie 1993 ihre erste Stelle im Entsorgungsbereich antritt. Während der „Babypause“ (zwei Mädchen innerhalb von zwei Jahren) setzt sie noch ein Aufbaustudium in Betriebswirtschaft und Kommunikation drauf. 2004 zieht die Familie nach München, ein Jahr darauf arbeitet Sabine Schulz-Hammerl bei der Abfallwirtschaft München (AWM) als Leiterin im Marketing und Vertrieb – bis 2016.

 

Es folgt ein „Ausflug“ ins Deutsche Museum. Von ihm zeugen zwei Plakate in ihrem Brucker Büro. Sabine Schulz-Hammerl seufzt. Hochinteressant war es schon, aber „soooooo zähhhhh …“, sie dehnt die Worte. Für eine Frau der Tat ist die Stelle jedenfalls nichts. Sie will zurück zum Müll und bewirbt sich 2017 wieder beim AWM: Nach einem dreimonatigen „knallharten Auswahlverfahren“ und einer Abschlusspräsentation vor dem Stadtrat fällt die Entscheidung für sie. Doch der Mitbewerber klagt!

 

Es trifft Sabine Schulz-Hammerl sehr. Ein halbes Jahr ärgert sie sich, dann siegen ihre gute Laune und ihr Optimismus. „Immer nach vorne schauen“, ist ihr Credo. 2018 bewirbt sie sich in Fürstenfeldbruck und bekommt die Zusage. Trotz des laufenden Verfahrens und der noch immer möglichen Option, dass auch in allerletzter Instanz das Urteil für sie ausfällt. Sabine Schulz-Hammerl findet es müßig, darüber nachzudenken, wo sie vielleicht in ein oder zwei Jahren sein wird. „Ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt“, sagt sie „und zu 100 Prozent auf den Landkreis Fürstenfeldbruck“.

 

Alle 19 Wertstoffhöfe klappert sie in den ersten Wochen ab, schüttelt eine beträchtliche Anzahl von Mitarbeiterhänden. „Ich habe ein tolles Team“, stellt sie erfreut fest und dass sie hier die gleichen Aufgaben hat wie in der Landeshauptstadt. Nur dass sie nicht den Müll von 1,5 Millionen Menschen managt, sondern von nur 220 000: Abfall fällt an – er braucht Behälter – er wird abgeholt und sortiert in Wertstoffhöfe gebracht – er wird verkauft und verwertet und der Rest wird verbrannt. So gleich ist das – egal wo.

 

Der Plastikmüll-Tourismus ist ihr ein Dorn im Auge. „Letztendlich bekommen wir ja alles wieder zurück – über die Flüsse und Meere.“ Deshalb wünscht sich Sabine Schulz-Hammerl den Ausbau heimischer Industrie, die aus dem Abfall wieder Rohstoffe macht.

Der Plastikmüll-Tourismus ist ihr ein Dorn im Auge. „Letztendlich bekommen wir ja alles wieder zurück – über die Flüsse und Meere.“ Deshalb wünscht sich Sabine Schulz-Hammerl den Ausbau heimischer Industrie, die aus dem Abfall wieder Rohstoffe macht.

„Schon beim Einkauf muss man daran denken, was man damit macht, wenn er Abfall wird.“

 

Sabine Schulz-Hammerl hat Ziele für den Landkreis Fürstenfeldbruck. Probleme gibt es für sie nicht. Allenfalls sind sie Herausforderungen, denen sie sich mit Wissen und Kreativität stellt. Die Müllvermeidung ist das Ziel des Jahres. Die Bio-Tonne ein Schwerpunkt. Lange diskutiert. Weil erfahrungsgemäß doch andere Dinge darin landen, als das, was hinein sollte. Auf der anderen Seite: Vielleicht ist dann weniger Bio-Abfall in der Restmülltonne? Die Leiterin des AWB weiß es nicht. Der Anteil wird jetzt in Analysen ermittelt und der Wunsch nach einer weiteren Tonne bei den Haushalten erfragt. Noch öfter und länger sollen jedenfalls die Großen Wertstoffhöfe geöffnet werden und es zudem mehr Abgabestellen für die Wertstoffbörse und für Problemmüll geben. „So bürgerfreundlich wie möglich“, ist das Motto, damit sich ein jeder noch leichter tut, seinen Müll zu trennen und zu entsorgen.

 

Die Trennmoral der Landkreisbewohner lobt Sabine Schulz-Hammerl sehr. Trennen lohnt, denn wer trennt, braucht eine kleinere Tonne und kann Geld sparen. Auch für den AWB rechnet sich das: Die sauber sortierten Wertstoffe finden weit mehr und leichter Abnehmer, als das bei den gelben Sammelsäcken der Fall ist. Sie landen tatsächlich häufig in Müllverbrennungsanlagen. Der Trennmüll aus Fürstenfeldbruck nicht!

 

„Es ist eine schöne Aufgabe, einen kleinen Beitrag zu leisten, dass die Umwelt sauberer wird“

 

Die Geoökologin hat keine Angst vor der Zukunft der Erde – vor gänzlicher Vernichtung und Vergiftung durch Müll und Schadstoffe. Dafür ist sie eine zu große Optimistin. Das Glas ist bei ihr halbvoll „und ich liebe das Leben“. Es habe immer Lösungen gegeben, aus Dilemmas herauszukommen. „Es muss nur der Wille da sein, die Möglichkeiten auch umzusetzen.“ Petra Neumaier

 

 

 

 

Kurz-Vita

1967 in Augsburg geboren, aufgewachsen in Zusmarshausen

1986 Studium in Bayreuth

1993 Abschluss und Berufsstart im Entsorgungsbereich der Abfallverwertungsanlage Augsburg

1997 Babypause und Aufbaustudium BWL/Kommunikation

2004 Marketing- und Vertriebsleiterin Abfallwirtschaft München

2016 Leitung Kommunikation und Strategie im Deutschen Museum

2018 Leiterin Abfallwirtschaftsbetrieb Fürstenfeldbruck

Sabine Schulz-Hammerl wohnt mit ihrer Familie in Taufkirchen. Ihr Hobby sind die Berge (Skifahren, Wandern, mehrtägige Hüttentouren).

 

 

 

Zahlen und Fakten aus dem Landkreis

220 000 Einwohner / ca. 100 000 Haushalte

19 Große Wertstoffhöfe / 287 Kleine Wertstoffhöfe

Restmüll: 28 000 t, 60 900 Behälter

Papier: 18 500 t,  24 000 Behälter

Bio: 5 000 t  

Wertstofftonne: 270 t, 3500 Behälter

 

 

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