In Europa zuhause, im Landkreis daheim
Foto: Corinna Eichberger-Renneisen
„Nichts machen, das kann ich nicht“, sagte Reinhold Bocklet im GUSTL-Interview vor gut einem Jahr. Auch nach dem Ende seiner politischen Karriere schrieb er Beiträge und galt weiterhin als gefragter Ratgeber. Bocklet suchte nicht die Bühne, er war kein Mann für flotte Sprüche oder schrille Schlagzeilen. Ihm ging es stets um die Sache – und seine Fähigkeit, sich äußerst fundiert bis ins Detail einzuarbeiten, fand weit über die CSU hinaus Anerkennung.
Mit einem dichten Netzwerk in ganz Europa und großer Durchsetzungsstärke bewegte er viel – besonders auch im Landkreis Fürstenfeldbruck, wo er seit 1974 lebte, seit 1980 in Gröbenzell.
Die Region freilich profitierte davon, dass Bocklet in politischer Führung stand und die längste Zeit in Spitzenämtern fungierte. Von 1979 bis 1993 saß der gebürtige Schongauer im Europaparlament, ehe er als Landwirtschaftsminister ins bayerische Kabinett berufen wurde. 1998 übernahm er das Ressort für Bundes- und Europaangelegenheiten – als Bayerns „Außenminister“. 2003 schied er aus Proporzgründen überraschend aus der Regierung aus. Schmerzhaft, aber nicht das Ende: Zehn Jahre lang prägte der Jurist danach das Amt des Ersten Vizepräsidenten des Landtags, dem er für 24 Jahre angehörte.
Trotz hoher Ämter blieb Reinhold Bocklet bodenständig – ein Volksvertreter und Kümmerer im besten Sinne. Bürger konnten sich darauf verlassen: Ihr Anliegen war bei ihm in guten Händen.
Reinhold Bocklet ist am 23. August im Alter von 82 Jahren gestorben.
Thomas Breitenfellner