Feuer fürs Eis

Feuer fürs Eis

„schschschschrrr“! Leise schnurrt das Eis unter ihren Kufen. Elegant und leicht gleitet sie darüber hinweg bis die Bewegungen in einer Pirouette enden. Ihre Wangen sind rot. Ihr hübsches Gesicht strahlt. Selina Hilpert liebt das Eis. Und obwohl ihre aktive Zeit schon ein paar Jahre zurückliegt, kehrt die 34-Jährige jedes Mal aufs Neue gerne zurück. Dorthin, wo sie sich zu Hause fühlt, wo sie mit ihren Kindern mittlerweile fast jeden Tag verbringt, um Sport zu treiben, den Verein zu organisieren oder einfach nur, um die freie Zeit mit Vereinskameraden zu genießen. Denn für die Selina Hilpert sind das Eis und das Eislaufstadion in Fürstenfeldbruck „Mein Platz“!

Winzig sind die kleinen Schlittschuhe, die sie am Haken des Clubraumes in der Plastiktüte verwahrt. „Größe 25“, lacht Selina Hilpert und streicht liebevoll über das glatte, weiße Leder ihrer ersten Schlittschuhe! Mit drei Jahren zog sie jene das erste Mal an. Die Eltern tanzten auf dem Eis, nahmen sie mit. Und Selina fing Feuer. Trotz Kälte und blaugefrorenen Zehen, trotz wehen Füßen in steifen Stiefeln, die bis heute Narben hinterlassen haben. „Schlittschuhe brauchen lange, bis sie eingelaufen sind und nicht mehr wehtun“, sagt sie und lacht. Denn was sind schon solche und andere Wehwehchen, wie Muskelkater und blaue Flecken, gegen das Eis, gegen Glitzerröckchen und Eleganz und das schier schwerelose Gleiten zur Musik

Ein schöner Sport. Ein intensiver Sport, der Akrobatik und Ballett integriert, der Kondition trainiert, Körpergefühl und Gleichgewicht. Eine Stufe nach der anderen erklimmt das kleine, zierliche Mädchen, wird Klassenläuferin, legt ihre Prüfung bei der Deutschen Eislaufunion ab. Dreimal in der Woche ist Training, dann viermal. Aber nur im Winter. Die Sommerpause ist lang. Viel zu lang. Selina verbringt sie mit Schwimmen, Laufen, Rollerbladen. Kaum kann sie es erwarten, bis es wieder kälter wird und im Oktober die Saison beginnt.

Doch dann, mit zunehmendem Alter, kommt auch die Angst. Die geforderten Sprünge werden zur Mutprobe. Selina Hilpert, die schon mit 13 Jahren die Anfänger im Verein betreut, entscheidet sich für den Übungsleiterschein. Dann, mit 20 Jahren, geht sie als Verlagskauffrau nach Hamburg. Heiratet, zieht nach Heidelberg, bekommt drei Kinder. „Ich habe das Eis sehr, sehr, sehr vermisst“, sagt die zierliche Frau, die vor drei Jahren nach Fürstenfeldbruck zurückkehrte und jetzt das vierte Kind, den einjährigen Alexander, auf den Knien schaukelt.

Dann atmet sie auf, in dem engen, aber kuscheligen Clubraum, in den gerade junge Mädchen vom Training kommen. „Ich liebe die Gemeinschaft in unserem Verein“, sagt die junge Frau, die ihren Vater als zweiten Vorstand abgelöst hat. Mittlerweise ist sie wieder fast jeden Tag im Eisstadion – die achtjährige Tochter tut es ihr seit dem zweiten Lebensjahr nach, ihre beiden jüngeren Brüder auch. Sie werden aber wohl eher, wie die meisten Jungs, Richtung Eishockey gehen. Sie selbst kommt auch wieder zum Trainieren – im glücklichsten Fall zweimal in der Woche für zwei Stunden. „Das Eis“, sagt sie und ihre Augen glitzern vor Freude wie ihr Kleid, „lässt einen eben nie mehr los.“

Petra Neumaier

 

 

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