Weise aus dem Morgenland, upgedated

Weise aus dem Morgenland, upgedated

 

Die Heiligen Drei Könige waren keine Könige und nicht unbedingt zu dritt, das wissen inzwischen viele. Aber wer waren sie dann? „Magoi“ heißen sie im Neuen Testament, und diese Magier haben mich schon immer fasziniert. Jetzt habe ich Neues über sie erfahren.

 

Der höchste Meister im tibetischen Buddhismus ist der Dalai Lama. Wenn er stirbt, wird er in einem anderen Kind wiedergeboren, davon sind Buddhisten überzeugt. In welchem Kind genau, wird von sogenannten Findungskommissionen untersucht. Sie ziehen als kleine Gruppen von drei, vier Fachleuten durchs Land, geleitet von ihrer Intuition. Sie fragen herum und halten immer wieder inne, um in der Meditation den Weg zum Kind zu finden.

 

Diese Tradition gibt es schon lange. Könnte es sein, dass die Weisen aus dem Morgenland eine frühe Vorform solcher Findungskommissionen waren? Warum sonst machen sich Menschen auf so eine lange, beschwerliche Reise? Warum fielen sie, als sie das Kind sahen, sofort vor ihm nieder, wie Matthäus es beschreibt?

 

Als Jesus ein junger Mann war und zu lehren begann, war Buddha seit 500 Jahren tot. Immer mehr Wissenschaftler glauben, dass Jesus Kontakt gehabt haben muss mit buddhistischen Lehren. Im geistigen Gepäck von Kaufleuten und Karawanenführern, die durch Palästina zogen, waren bestimmt auch religiöse Vorstellungen, meint etwa der Religionswissenschaftler Stephan Bumbacher. Die US-Theologin Elaine Pagels weist darauf hin, dass Nazareth an einer internationalen Handelsroute lag. Die religiösen Ideen aus Fernost zogen direkt an der Zimmermannswerkstatt von Josef und Jesus vorbei.

 

Es gibt in der Weihnachtsgeschichte des Matthäus sogar einen Hinweis auf buddhistische Meditationspraktiken. Ich habe mich immer gewundert über die eigenartige Beschreibung, dass ein Stern „vor den Magoi herging“ und schließlich „über dem Ort stand, wo das Kindlein war“. Künstler haben den Stern meist als Komet hoch am Himmel dargestellt, aber kein Komet könnte wie der tropfenförmige Punkt von Google Maps ein einzelnes Gebäude markieren.

 

In einer tieferen Stufe der altbuddhistischen Meditation gibt es „die Erfahrung des wunderschönen Nimitta“. Manche sehen das Nimitta als inneres Licht, andere als blaue Perle, oder als goldenen Stern. Es muss sich beim Stern von Bethlehem also gar nicht um ein äußeres Phänomen handeln, sondern könnte eine innere mystische Erfahrung sein.

 

Die wunderbare Weihnachtserzählung bleibt ein Bericht, wenn wir nur zuhören. Innerlich ergriffen werden wir, wenn wir selbst auch nur einen Hauch von dem wundervollen göttlichen Licht in unserem Innersten spüren. Wenn die Klarheit Gottes um uns leuchtet, wie es von den Hirten berichtet wird. Die Heilige Nacht wird heilig durch das, was in uns passiert. So etwas kann man nicht erzeugen. Aber man kann darum bitten, und danach suchen wie die Magier nach dem ersehnten heiligen Kind.

 

Werner Tiki Küstenmacher, geboren 1953 n. Chr., evangelischer Pfarrer im Ehrenamt, Karikaturist und Buchautor. Er lebt in Gröbenzell und wünscht allen Gustl-Leserinnen und Lesern in gesegnetes Weihnachtsfest.

Lauschiges Langwied    

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