Die Stele vor der VHS in Fürstenfeldbruck
Foto: Corinna Eichberger-Renneisen – Text: Petra Neumaier
Bescheiden und puristisch ist die Stele, die eigentlich viel zu klein ist für diese große Frau – und damit ist nicht ihre Statur gemeint. Gretl Bauer (22. November 1892 bis 3. März 1984) war hinsichtlich ihrer Person und ihrem sozialen Engagement eine der prägendsten Persönlichkeiten im Landkreis – und letztendlich auch die Gründerin der Volkshochschule.
Aufgewachsen ist Gretl Bauer, geborene Elkan, in Neu-Esting, wo die Mutter ab 1911 ein Kinderheim ohne konfessionelle Einschränkungen betrieb. Nach ihrem Tod 1924 übernahm die ausgebildete Kindergärtnerin die Leitung – mit ebenso großer Offenheit und Toleranz gegenüber allen Buben und Mädchen, egal welcher Herkunft.
Doch mit Beginn des Nationalsozialismus wurde die Halbjüdin öffentlich diffamiert. Mehrfach wurde versucht, ihr das Kinderheim zu entziehen. Während ihr Mann Josef Bauer nach Amerika auswanderte, blieb Gretl Bauer bei „ihren“ Kleinen – nahm sogar nurmehr jüdische Buben und Mädchen auf. Nach der Reichspogromnacht stellte sie schweren Herzens den Betrieb ein und überschrieb das Anwesen ihrem arischen Schwiegersohn. Sofort nach dem Krieg eröffnete Gretl Bauer aber das Heim wieder – zunächst für Kinder aus ausgebombten Berliner Familien. 1960 musste sie es aus behördlichen Gründen endgültig auflösen.
Bereits kurz nach Kriegsende gründete Gretl Bauer den „Arbeitskreis geistig interessierter Menschen“. Sie organisierte Vorträge, Steno- und Sprachkurse, Konzerte, Lesungen und mehr – die Grundpfeiler der Volkshochschule Fürstenfeldbruck, die 1947 startete. Das erfolgreiche erste Semester wurde mit dem Kammerschauspieler Gert Fröbe gefeiert.
Der Erfolg der Institution ist maßgeblich der Gründerin zu verdanken. Darum trägt die Volkshochschule Fürstenfeldbruck seit 2020 ihren Namen. Auf Betreiben des Fördervereins und des heutigen Schulleiters Christian Winkelmeier, wurde 2024 ihr zu Ehren die Stele aufgestellt. In Erinnerung an eine Frau, deren Lebensfundament die Offenheit, Toleranz und Bildung war.