Keine Langeweile in Längenmoos

Keine Langeweile in Längenmoos

 

Fotos: Corinna Eichberger-Renneisen – Text: Ricarda Traub

 

Lang, länger, Längenmoos. Das Dorf macht seinem Namen alle Ehre. Moos ist auf den ersten Blick zwar nicht zu sehen, dafür aber eine einzige, ausgedehnte Straße – die Dorfstraße –, welche sich mit kleineren Windungen und bergab an Häusern und Höfen entlangstreckt. Und das auf rund 600 Metern, so dass es für die 142 Einwohner sogar gleich zwei Bushaltestellen eingerichtet wurden.


Der bunte Blätterteppich raschelt unter seinen Füßen, als Josef Karl zu dem Bänklein vor dem Gotteshaus schlendert und dabei auf die Glocke aufmerksam macht, die durch ein kleines Fenster im Kapellenturm zu sehen ist. Sie ist damit die Einzige in der Gemeinde, die von außen sichtbar ist. „Andachten finden in Sankt Maria nicht mehr statt“, erzählt der Rentner weiter, „aber wenn ein Dorfbewohner verstirbt, kommen hier alle zum Rosenkranz zusammen. Das ist ein schöner Brauch“. Er selbst ist in der Ortschaft aufgewachsen und kümmert sich gemeinsam mit seiner Frau Marlies um die Pflege der Kapelle. Ihr beider Hof liegt gleich neben Sankt Maria und beherbergte bis 1996 das dorfeigene Wirtshaus – ein Ort zum Karteln und Ratschen. „Mein Vater war leidenschaftlicher Gastwirt“ so der Längenmooser weiter. „Ich habe die Schänke aber nicht mehr weitergeführt – die Landwirtschaft nahm zu viel Zeit in Anspruch.“

Aus dem Augenwinkel sticht ein Funkturm auf einer Anhöhe ins Auge. Nicht das schönste Konstrukt, denkt man sich, bekommt von Josef Karl aber noch einen Tipp mit auf den Weg: „Von dort hat man die beste Aussicht und den Landkreis gut im Blick!“

Folgt man der kurvigen Dorfstraße weiter nach unten in Richtung Mittelstetten, ragt vor Haus Nummer 7 ein weiteres Gebilde in die Höhe. Ein um 1900 errichteter hölzerner Taubenkobel auf etwa drei Meter hohen Eisenstangen. Das geschützte Baudenkmal ist dieser Tage verlassen und ganz ohne Turteltauben.

„Frigidaire Frostanlage“ steht auf dem Schild über der verwitterten Holztür eines nahestehenden, etwas verfallenen Gebäudes. „Das war die erste gemeinschaftliche Gefrieranlage im Landkreis“, erzählt Markus Grundner. Sein Vater, Markus Grundner senior und damaliger Bürgermeister, ließ sie gegenüber seines Hofes in den 1950ger Jahren erbauen. Anno dazumal war die rechte Seite ein Hühnerstall und der linke Teil des Gebäudes diente den hiesigen Landwirten zur Kühlung sowie Lagerung von Geschlachtetem. Schließlich konnte man nicht alles Fleisch auf einmal essen und eigene Kühltruhen hatten die wenigsten Haushalte. „Die Miete entsprach dem monatlichen Stromverbrauch und im Wechsel war immer ein anderer Hof für die Säuberung zuständig“, erinnert sich Markus Grundner, damals noch Kind. Als in den 1980-ger und 1990-ger Jahren die Höfe nach und nach eigene Kühlmöglichkeiten hatten, wurde die Anlage nicht mehr benötigt. Heute dient sie als private Lagerungsmöglichkeit.

Direkt daneben und ebenfalls im Besitz des Grundner-Anwesens, versteckt sich hinter einem Zaun eine kleine Grotte mit Marienstatue. Autofahrer nehmen das von Bäumen und Sträuchern gesäumte Gärtlein gar nicht wahr, der ein oder andere Spaziergänger verweilt aber doch hin und wieder und wirft einen Blick auf die 1904 von Matthias Wiedmann erbaute Steinhöhle. Er war es auch, der den Hof an Markus Grundners Mutter vererbte und in welchen sein Vater dann einheiratete. „Die zugehörige Steintafel mit Nennung des Erbauers kommt gerade frisch vom Restaurator“, erzählt er, „und demnächst bekommt die Gottesmutter einen neuen Anstrich.“

Mittlerweile am Ortsende angekommen, stechen die handgefertigten Steinfiguren am Hause Jessauer ins Auge. „Mein Mann war Landschaftsgärtner und sehr kreativ“, erzählt die Hausherrin. Die gebürtige Münchnerin hat es nie bereut, hierher gezogen zu sein. „Wir haben uns im Ort immer sehr wohlgefühlt.“ Denn es ist schön, das Leben in Längenmoos!


Steckbrief Längenmoos

Lage
Gemeindeteil von Mittelstetten

Namensherkunft
Erste urkundliche Erwähnung 1085 als Lenginmoos (= langgestrecktes Moos); der Ort gehörte früher zum Besitz des Klosters Bernried. Spätere Grundbesitzer u.a. die Klöster Fürstenfeld und Ettal, die Hofmarksherren von Hofhegnenberg, sowie die Pfarrkirche Günzlhofen


Einwohner
142 Einwohner

Erwähnenswert
Laut Urkunde von 1677 verlieh Baron Puck das Leibrecht auf ein Anwesen gegen eine Stift von jährlich drei Gulden, drei Schilling und sieben Pfennig, eine Fastnachthenne, fünf Vierling Flachs oder drei Pfund Werch

Spazierwege, Radtouren und Aktivitäten
Viel genutzte Wege, vor allem auch von Rennradfahrern in einer von Wäldern und Wiesen umgebenen Hügellandschaft

Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr
Busverbindungen nach Althegnenberg, Fürstenfeldbruck und Maisach (Realschule) Althegnenberg

BU Fast übersieht man bei der Durchfahrt die wunderschöne Mariengrotte. Auch die sichtbare

Glocke der kleinen Kapelle ist eine Besonderheit des Ortes Längenmoos

 Der Natur ganz nah

Der Natur ganz nah

„Das Rezept meines Lebens“

„Das Rezept meines Lebens“